Die Tagesschau auf dem Seziertisch - Botschaften statt Nachrichten


Bericht aus der Tagesschau 25.05.2020. (Axel John):

"Experten warnen vor fatalen Langzeitschäden durch das Corona-Virus"



Ein Meisterwerk betreuten Denkens. Fast nichts in diesem Beitrag stützt die Überschrift, den Titel oder den Beschreibungstext. Weder kommen Experten (Mehrzahl) zu Wort, noch sagt der eine Experte etwas, das zur Botschaft der Überschrift passen könnte. Aber lesen Sie selbst! Abzüglich der unbedeutenden Einleitung der Wortlaut jeweils kursiv:

Sprecher:
Bundesweit versuchen Wissenschaftler und Ärzte die hochansteckende Krankheit zu erforschen. Erst schien nur die Lunge betroffen, dann auch das Herz. Inzwischen gibt es immer neue Krankheitsbilder.

Kommentar:
Was ist eine hochansteckende Krankheit? Ich würde sagen, eine Krankheit, die deutlich ansteckender ist, als andere ansteckende Krankheiten. Für diesen Grad an Infektiösität gibt es den Basisreproduktionsfaktor R0. Wikipedia gibt für R0 von Covid19 eine Spanne von 1,4 -5,7 an, das RKI vermeldet 2 – 3,3. Vergleichswerte - laut Wikipedia: Masern 12-18, Windpocken 10-12, Röteln 5-7, Mumps 4-7. Erkältung 2-3. Also laut RKI ist Covid-19 so hochansteckend wie eine Erkältung.
Die Heinsberg-Studie ergab, dass die Ansteckungsgefahr innerhalb eines 2-Personen-Haushalts unter 0,5 liegt und mit jedem weiteren Haushaltsmitglied sinkt.
Der Begriff "hochansteckend" darf im Falle von Covid-19 getrost als eine kleine journalistische Übertreibung gewertet werden, wenn man auf die Vergleichsdaten schaut.

... und weiter ...
Interview Prof. Dr. med. Bodo Plachter, Uni Mainz:
"Was jetzt sicherlich auch sehr aktuell ist: offensichtlich Blutgerinnungsstörungen, das heißt, also es gibt offensichtlich kleine Infarkte, kleine Gefäßverschlüsse in verschiedenen Organen, z.b. In der Niere auch, aber möglicherweise auch im zentralen Nervensystem im Gehirn, die eben zu den entsprechenden Organschädigungen führen können."

Kommentar:
"Der Multi-Organ-Virus greift Nieren, Herz und Leber an" - heißt es im Beschreibungstext der Meldung (siehe unten). Hat der Experte nicht gerade gesagt, dass eine Blutgerinnungsstörung für Infarkte in eben jenen Organen sorgt? Ein kleiner aber bedeutsamer Unterschied. Denn die Ursache für den Funktionsverlust der Organe ist nicht der Angriff des Virus auf die Organe sondern der Angriff auf die Blutgerinnung. Dass Blut durch Organe fließt, ist bei lebendigen Menschen erwünscht.

... und weiter ...

Sprecher:

Die Zahl der von Corona Genesenden nimmt stetig zu. Die Mediziner sammeln auch bei dieser Gruppe täglich neue Daten. Allerdings: es gäbe auch zunehmend Patienten, die auch nach der akuten Krankheitsphase über anhaltende Probleme klagen.

Kommentar:
Wenn es zunehmend Gesunde gibt, gibt es auch zunehmend Patienten, die weiter an den Folgen der Erkrankung oder gar der Therapie leiden. Die Frage ist, ob deren Anteil oder nur deren Anzahl zunimmt.
Die Krankheit wird seit nunmehr 16 Wochen in Deutschland beobachtet. Bei einer durchschnittlichen Krankheitsdauer von 2 Wochen kann seit 14 Wochen die Genesung von mittlerweile über 100 000 Deutschen  beobachtet werden. Dass erst jetzt der Anteil von Patienten mit Folgeproblemen zunimmt, wäre genauso erstaunlich wie der Umstand, dass dieser Anteil nicht schon aus Wuhan, Südkorea, Japan usw. bekannt wäre. Länder die noch längere Therapie-Erfahrung mit der Erkrankung haben.

... und weiter ...

Prof. Dr. med. Bodo Plachter, Uni Mainz:

"Es gibt immer mehr Berichte dahingehend, dass auch Patienten die sich erholt haben, ausgeheilt sind, trotzdem eben noch eingeschränkt sind vor allem die Lungenfunktion, also die Atmung ist behindert. Was ich im Augenblick noch nicht sagen kann, ob das jetzt wirklich Dauerschäden sind, die über Monate und Jahre bestehen bleiben. Dazu ist die Pandemie noch zu kurz. "

Kommentar:
Na gut, niemand wünscht sich, dass die Pandemie möglichst noch lange dauert, damit man möglichst viel Wissen über Corona erlangt. Das paradoxe ist, dass einem das Wissen am Ende der Pandemie kaum noch was nützt.
Dennoch kommt eines klar zum Ausdruck: Niemand weiß jetzt, ob es Langzeitschäden gibt. Im Gegenlaut zur Überschrift "warnt" Herr Prof. Dr. Plachter auch nicht vor Langzeitschäden, er sagt auch nicht, dass er sich sicher ist, dass es Langzeitschäden gibt, sondern er schließt nicht aus, dass es Langzeitschäden gibt. Warum? Weil ein nicht benannter Anteil der Patienten noch Wochen nach der Akutphase Lungenprobleme hat.
Fazit: Die Überschrift des Tagesschau-Beitrages passt eindeutig nicht zu dieser Aussage.

... und weiter ...
Sprecher:
Deshalb mahnen viele Mediziner: Die langsamen Lockerungen im öffentlichen Leben genau beobachten, gegebenenfalls wieder Beschränkungen einführen, die Bevölkerung müsse lernen, mit dem Virus zu leben und sich dauerhaft davor zu schützen. Das scheint die Perspektive zu sein, bis ein Impfstoff gefunden ist.

Kommentar:
Welche Mediziner nun zu etwas mahnen, bleibt offen. Herr Prof. Dr. Plattner jedenfalls nicht. Seine Aussage als Mahnung zu betrachten, ist mehr als eine Interpretation. Es ist eine glatte Lüge. Mediziner sind sich sehr bewusst, dass es nicht zu ihren beruflichen Aufgaben gehört, politische Maßnahmen anzumahnen oder zu bewerten. Ihre Aufgabe ist es, Krankheiten zu erkennen, zu therapieren und zu erforschen. Sie können Daten und Fakten liefern, die die Basis für politische Entscheidungen liefern. Mehr nicht.
Ganz abgesehen davon, dass Mediziner auch nicht die Bevölkerung aufrufen "etwas zu lernen", haben "Beschränkungen" nichts mit Lernen zu tun.

"Mit dem Virus leben" würde heißen, dass man Infektionen akzeptiert, denn ohne Infektionen stirbt der Virus aus. "Sich davor zu schützen" würde heißen, dass man persönlich eine Infektion nicht akzeptiert. Die derzeit bestehenden gesetzlichen Verordnungen indes gehen weder von  der Lernfähigkeit der Bevölkerung aus, noch von einer Entscheidung selbiger zum persönlichen Schutz. Die zuständigen Gremien haben mit dem Verweis auf die Gefahr einer Epidemie vormundschaftlich entschieden, dass Infektionen mit allen Mitteln zu verhindern sind. Und so endet auch der Beitrag mit dem Hinweisschild: "Bitte Mund und Nase bedecken."
Das einzige, was die Bevölkerung offenbar lernen soll, ist es, Beschränkungen hinzunehmen, die auf der Basis einer nebulösen Fallstatistik und unüberprüfbarer Annahmen über die Infektionsgefahr auf undemokratische Weise vorgenommen werden.
Und Erlösung kann der Bevölkerung nur geraten, wenn einer bisher noch nie zur Anwendung gekommenen Impfstoff-Idee im Hauruck-Verfahren zum Reihentest an der Bevölkerung verholfen wird. Viele wissen nicht, dass es noch nie ein RNA-Impfstoff bis in die Spritze geschafft hat.

Das ist keine Nachricht, das ist eine Botschaft.

Zu allem Überfluss werden ab der Minute 0:17 auch noch Bilder von Nicht-Corona-Patienten auf einer Station gezeigt, denn die betreuenden Ärzte haben keinen Mundschutz. Egal.

Aber der Beschreibungstext beginnt mit der Aussage, dass der Virus "unberechenbar" bleibt, um kurz danach von "neuen Erkenntnissen" zu sprechen (siehe unten). Ein Widerspruch in sich. So wie es ein Widerspruch ist, dass Wissenschaftler aus Hamburg an der Gutenberg-Uni Mainz arbeiten.

Warum den Machern des Beitrages und dieses Textes nicht selber aufgefallen ist, dass ihr Filmchen im wesentlichen nicht das widerspiegelt, was die Überschrift und das Fazit suggerieren, bleibt schleierhaft.

Mal wieder ist dies eben kein Bericht, sondern eine Ermahnung. Und das im Hochamt des Journalismus - der Tagesschau.
Wer diese Art Botschaften hören will, sieht sich bestätigt.
Wer diese Botschaft als Bericht auffasst, wird in die Irre geführt.
Wer ahnt, dass es sich wie so oft um eine Botschaft handelt, erkennt die Widersprüche. 
Und das scheinen recht viele zu sein, denn für Youtube ist das Verhältnis von Likes (816) zu Dislikes (1031) (26.5.) extrem schlecht.

Wenn schon Botschaften, dann bitte gute, speziell wenn sie mittels GEZ-Gebühren bezahlt werden.

Und hier noch der Youtube-Beschreibungs-Text:
Wie unberechenbar das Corona-Virus bleibt, zeigen neue Erkenntnisse von Medizinern aus Hamburg: Demnach greift es nicht nur die Atemwege an, sondern auch die Nieren, das Herz, die Leber oder das Gehirn. Virologen sprechen inzwischen von einem "Multi-Organ-Virus". Das bedeutet auch für Menschen, die wieder gesund sind, dass sie aufpassen müssen. Experten warnen vor fatalen Langzeitfolgen.

Die Wahrscheinlichkeit von einem Infizierten beim Einkaufen in Dresden infiziert zu werden

"Ich bin ein Querulant mit dem Rechner in der Hand." Masken mögen ein sinnvoller Infektionsschutz sein, aber bestimmt nicht beim Einkaufen in Dresden im Mai 2020. Es fehlen erstens die Infizierten, und zweitens sind die Übertragungsmöglichkeiten auch unter völlig übertriebenen Annahmen unwahrscheinlich.

Machen wir es konkret. Dresden hat 563 011 Einwohner.
Heute am 21.5. 2020 Christi Himmelfahrt sind laut dresden.de 613 Menschen jemals infiziert gewesen und 567 wieder genesen. Die Differenz von 46 dürfen wir als aktive Fälle bezeichnen. 2 Patienten befinden sich im Krankenhaus. Die anderen 44 sollten sich in vom Gesundheitsamt überwachter Quarantäne befinden und demzufolge auch nicht einkaufen gehen.

Gibt es überhaupt noch frei herumlaufende Infizierte in Dresden, die andere anstecken könnten?
Ja.

Es werden seit 3 Wochen jeweils ca. 17 Infizierte pro Woche ausfindig gemacht. Über das Zustandekommen dieser "Funde", also den jeweiligen Testanlass, ist mir an dieser Stelle nichts bekannt. Das RKI empfiehlt eigentlich, asymptomatische Personen nicht zu testen, sofern sie nicht in einer Infektionskette zu Testpositiven stehen. Grund: weil es auch zu falsch-positiven Ergebnissen führen könnte.

Das RKI gibt für die Kalenderwoche 20 eine Zahl von 425 824 Tests an. Bemerkenswert ist, dass nur noch 1,7% der Tests positiv ausfallen. Der Wert betrug  in der Kalenderwoche 14 auf dem Höhepunkt der Epidemie noch 9% . Dies liefert uns Anhaltspunkte für die Annahme, dass vermehrt asymptomatische Personen getestet werden und auch dafür, dass deswegen auch falsch-positive Ergebnisse entstehen. Interessant ist, dass allein 5 Fälle Dresdens auf das Konto der Durchtestung der Fußballer von Dynamo Dresden gehen. Alle 5 sind asymptomatisch. Könnte dies ein Hinweis auf den Grund für die Empfehlung des RKI sein?

Jeder kann sich seinen Teil denken. Mir geht es um die Frage, wie wir die Anzahl der in Dresden gefundenen Infizierten in Bezug auf die Anzahl tatsächlich Infizierter bewerten können. Ich denke, dass man mit diesem Wert weiter rechnen kann, da das Testvolumen und das Testverfahren für Wertverzerrung in beide Richtungen sorgt.

Jeder mit Covid-19 infizierte hat im Schnitt gut 7 Tage Zeit, den Virus weiter zu verbreiten. Danach wird er krank, immun oder er wird durch einen Test gefunden. 
Deswegen ist es durchaus richtig anzunehmen, dass die 17 in einer Woche gefundenen infizierten Dresdner eine Woche lang frei in Dresden herumgelaufen sind und eine Ansteckungsgefahr für andere darstellten. 
Bei 563011 Einwohnern ist dies eine prozentualer Anteil von 0,003 Prozent. Die Wahrscheinlichkeit, selbst einer der neu Infizierten zu sein ist rein statistisch gesehen also ca. 1 : 33000.

Wenn wir uns allerdings konkret der Maskenpflicht in Läden zuwenden, müssen wir fragen: 
  1. Wie wahrscheinlich ist es, dass wir einem Infizierten beim Einkaufen begegnen?
  2. Wie wahrscheinlich ist es, dass diese Begegnung zu einer Ansteckung führt?
Für die erste Frage wäre festzulegen, wievielen Menschen man beim Einkaufen innerhalb einer Woche in der Weise begegnet, dass eine Ansteckung funktionieren könnte.
Es ist schwer, das Einkaufsverhalten einzuschätzen, noch dazu in den jetzigen Zeiten. Da muss ich wirklich mal mit einem Alltagsblick arbeiten und deswegen schätze ich für Einkaufsgänge und potentiell infektiöse Begegnungen für einen Tag:
  • 1 mal Bäcker/Fleischer/Gemüse = 3 Personen
  • 1 mal Supermarkt/Einkaufszentrum = 25 Personen
  • 1 mal Textil/Schreibwaren/Technik = 6 Personen
  • 1 mal Drogerie/Apotheke  = 6 Personen   
Macht 50 Personen am Tag. Sonntag haben die Läden zu. Das sind also 300 Personen pro Woche. Dieser Wert ist hoch gemessen an der Tatsache, dass nicht jeder Einwohner Dresdens Selbstversorger ist. Aber so bleibt mir Spielraum, falls an anderen Zahlen oder Annahmen Zweifel besteht. 

Für die zweite Frage wäre entscheidend, wie infektiös eine Begegnung ist. Hier gibt es Studien und Hinweise, was die direkten Übertragungswege angeht. Die Befürworter der Maskenpflicht gehen davon aus, dass ausgestoßene Tröpfchen von Rachen zu Rachen gelangen und dieser Hauptübertragungsweg durch Masken verbarrikadiert wird. Das übernehme ich so. Dabei sollte man vier Formen des Tröpfchenausstoßes in ihrer Infektiösität unterscheiden:
  1. Ausatmen 
  2. Sprechen
  3. Husten/Niesen 
Ausatmen: Ausatmen durch den Mund? Im normalen unbelasteten Zustand atmet ein Mensch nicht durch den Mund sondern durch die Nase ein und aus. Ich habe auf die Schnelle keine Studien zur physikalischen Viruslast des Ausatmens durch die Nase gefunden, und würde mich nicht wundern, wenn nur welche mit Mundatmung gemacht wurden. Denn man bedenke folgendes:
  1. Die Viren befinden sich bei Covid-19 in der Inkubationszeit eher im Rachen, die Nase ist meist frei.
  2. Der Luftausstoß über die Nase erfolgt eher nach unten, nicht nach vorn.
  3. Der Luftausstoß erfolgt vermutlich mit geringerem Druck als mit dem Mund.
Das heißt, dass das "Anatmen" durch die Nase als Infektionsquelle bei Einkaufs-Begegnungen vernachlässigbar klein ist.

Sprechen: Sprechen. Hier haben Studien festgestellt, dass Sprechen möglicherweise einer der Hauptübertragungssituationen ist. Und das erscheint aus den in Punkt 1 genannten Überlegungen überaus logisch. Das Erzeugen von Tönen ist mit Luftdruck verbunden. Je lauter, desto größer der Druck und desto größer offenbar auch die Menge der virusbelasteten Tröpfchen. Also kann man sehr wohl sagen, dass das Ansprechen von Personen während des Einkaufens infektiös sein kann.

Husten/Niesen: Husten und Niesen. Menge und Druck ausgestoßener Tröpfchen übersteigen die des Sprechens um ein zehnfaches . Diesen Wert können wir uns merken. Aber wir sollten nicht vergessen, dass wir davon ausgegangen sind, dass Infizierte nur einkaufen gehen, wenn sie (noch)  symptomfrei sind. Asymptomatische Fälle husten nicht.

Bliebe noch die Frage nach den in der Luft zirkulierenden Aerosolen, die von Infizierten freigesetzt werden und nicht gleich zu Boden sinken. Das ist der Fall z.B. in geschlossenen Räumen, bei hoher Luftfeuchtigkeit, niedriger Temperatur  und bei Luftaufwirbelung (Klimaanlage).
Das Problem ist dabei nicht, darzustellen, wie lange diese Aerosole in der Luft bleiben, sondern wie infektiös sie sind. Welche Konzentration ist für eine Infektion nötig? Wäre zur Verbreitung einer notwendig hohen Konzentration von Aerosolen mindestens die Mundatmung, das Sprechen oder das Husten nötig?
All das sind so komplexe Zusammenhänge, dass man sie experimentell kaum nachstellen kann. Aber man sollte sich Situationen vorstellen, in denen das lange Verweilen von Menschen in einem Raum, das intensive Ausatmen von Viren und das intensive Einatmen von Viren miteinander verbunden sind. Dann wird man den Technoclub für weit gefährlicher einschätzen als den Supermarkt. "Es gibt keine nachgewiesenen Übertragungen beim Einkaufen" sagt Prof. Dr. Streeck. Ich lasse diese Aussage zumindest für die Infektion mit Aerosolen gelten.

Fassen wir zusammen:
  1. Die Ansteckungsgefahr beim Einkaufen durch Viren in Läden in Form von Aerosolen der Raumluft ist vernachlässigbar klein.
  2. Die Ansteckungsgefahr beim Einkaufen durch ein "Nasenanatmen" im Vorübergehen ist vernachlässigbar klein.
  3. Die Ansteckungsgefahr beim Einkaufen durch das Angesprochenwerden von einem Infizierten ist real.
  4. Die Ansteckungsgefahr beim Einkaufen durch das Angehustetwerden von einem Infizierten ist zwar real, aber Husten ist ein Symptom, das eigentlich erst eintritt, wenn der Betroffene infolge Fiebers nicht mehr einkaufen geht. 
Kommen wir zur großen Abschlussrechnung.

Sie begegnen beim Einkaufen pro Woche etwa 300 Personen.
Wie oft wird man beim Einkaufen von anderen Einkäufern angesprochen?
Nun ja, allzu redselig sind die Deutschen nicht. Ich sage mal: 1 mal pro Tag.

Macht also schon mal 6 potentiell infektiöse Begegnungen in der Woche beim Einkaufen.

Wie oft wird man beim Einkaufen wirklich angehustet?
Sehr selten.
Infizierte husten nicht ununterbrochen und sie gehen, so sie husten, nicht fieberfrei einkaufen. Asymptomatische Fälle husten gar nicht. Aber, weil die Virusmenge beim Husten um den Faktor 10 gegenüber dem Sprechen zunimmt, dadurch Aerosole weit und hoch verstreut werden, kneife ich beide Augen zu und sage: "OK, lasst uns zu den 6 sprechenden infizierten Einkäufern noch zwei Hustende hinzu addieren"

So, das heißt also, dass 8 von 300 Begegnungen infektiös sein können, wenn alle 300 begegnete Personen infiziert wären. Diese Wahrscheinlichkeit beträgt 2,67 %.
Da aber von 300 Dresdnern im Moment nur 0,009 Dresdner infiziert sind, beträgt die Wahrscheinlichkeit, sich beim Einkaufen innerhalb einer Woche auf den hier beschriebenen Wegen zu infizieren 0,0078 Prozent .

Also 1 : 12820. Vorausgesetzt, man hat wirklich das Pech, von der Viruslast des Infizierten gut getroffen zu werden.

Mit anderen Worten. Um mit Sicherheit infiziert zu werden, müsste man 245 Jahre lang einkaufen gehen, vorausgesetzt die Zahl von 17 Infizierten in Dresden bleibt konstant. Sollte sie auch nur um die Hälfte sinken, sind es 500 Jahre sorgenfreies Einkaufen ohne Maske. Bleiben Sie gesund, damit sie das erleben!

Die Wahrscheinlichkeit, dass Sie an der Infektion sterben, beträgt ca. 0,4 Prozent. Tödlich infiziert sind sie also nach 61250 Jahren sorglosen Einkaufens ohne Maske. Also: Maske aufsetzen um "Leben zu retten".

Man könnte einwenden, dass das ganze ein sich selbst verstärkender Mechanismus ist, weil jeder neu Infizierte ja eine Erhöhung des Risikos darstellt. Nein. Denn jeder neu Infizierte scheidet nach einer einwöchigen Ansteckungsphase wieder aus dem Einkaufs-Ansteckungs-System aus. Für immer. Er geht nicht mehr einkaufen bis er gesund, immun oder tot ist.

Aber gehen wir einfach noch mal von der anderen Seite heran.
Dass die Zahl der neu Infizierten in Dresden seit 3 Wochen konstant bleibt, heißt, dass jeder offenbar immer nur noch eine weitere Person anzustecken vermag. Dass dies nun ausgerechnet beim Einkaufen und nicht im näheren Umfeld passiert, wäre (Maskenpflicht weg gedacht) ziemlich unwahrscheinlich. Schon allein deswegen, weil das Robert-Koch-Institut darauf verweist, dass sich laut Studien nur ca.  50% der Ansteckungen in der asymptomatischen Phase ereignen. Theoretisch steckt jeder infizierte Dresdner also nur 0.5 andere Dresdner an, solange er noch einkaufen kann. 

Man muss sich nun überlegen, wie oft und intensiv jener noch nicht symptomatische Infizierte außerhalb von Läden mit Menschen spricht oder mundanatmet und wie oft er das in Läden tut. So selten man im Supermarkt angesprochen wird, so selten spricht man andere an.
Es könnte also am Ende nur jemand sein, der sich während seiner Inkubationszeit sehr viel in Läden befindet. Vielleicht weil der dort arbeitet? Ohne Mundschutz? Und selbst dann wäre es wahrscheinlicher, dass er jene nahen Angehörigen ansteckt, denen er in der asymptomatischen und der symptomatischen Phase am meisten begegnet.

Oder will man behaupten, dass ausgerechnet die Maske beim Einkaufen dafür gesorgt haben soll, dass jeder Infizierte nur noch eine weitere Person ansteckt?

Anstatt 99,997 Prozent der Dresdner beim Einkaufen eine Maskenpflicht zu verordnen, könnte man doch darauf vertrauen, dass alle Menschen mit einem Kratzen im Hals oder Kopfschmerzen besser zu Hause bleiben, sich sicherheitshalber testen lassen oder vorsichtshalber beim Einkaufen eine Maske aufsetzen.

Ich betone, dass ich eine Maskenpflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln anders beurteilen und berechnen würde.

Aber die Idee der Maskenpflicht beim Einkaufen ist ein Schildbürgerstreich.
Ich empfehle daher, zusätzlich eine Narrenkappe zu tragen.
Vor allem, weil die Maskenpflicht ausgerechnet am Ende einer Epidemie dort eingeführt wird, wo man sie eventuell am Anfang durchaus gebraucht hätte: Im Supermarkt beim  Hamsterkauf.

Ich könnte darüber lachen, wenn dies lediglich ein Beispiel für die Überflüssigkeit von Maßnahmen wäre. Die Idiotie sucht man aber nun ausgerechnet bei den Kritikern der Corona-Maßnahmen, indem man sie "Covidioten" nennt.

Bitte diskutiert. Bitte erklärt Eure Kritik. 
  

Mit dem Gesicht zum Volke - Zeitgeschehen im Großen Garten

Großes Kompliment für unseren sächsischen Ministerpräsidenten. Er hat Mumm und wagte sich gestern in die Höhle des Löwen. Zufall oder nicht. Er taucht auf am Palaisteich beim samstäglichen Treff der "Verrückten Coronaleugner und rechten Verschwörungstheoretiker, von Putin initiert und der AfD organisiert". 

Eine Menschenmenge ohne Sicherheitsabstand und Mundschutz. Kameras und erregte Bürger. Der Ministerpräsident mit seinem Fahrrad mitten drin.
Mich erinnert das sofort an Wolfgang Berghofer, den Dresdner Oberbürgermeister, der am 9.10.1989 die "Gruppe der 20" im Rathaus empfing und damit wohl auch zur Deeskalation des Geschehens am gleichen Abend in Leipzig beitrug. Aber Vergleiche mit der Wende hinken, im Moment sowieso.

Mit dem Gesicht zum Volke. Herr Kretschmer muss sich erklären. "Ich weiß, dass sie nicht an Corona glauben" - großes Gelächter. Jeder hier weiß, dass es eine ernst zu nehmende Erkrankung ist.  Also muss der Ministerpräsident nun darlegen, warum Covid-19 eben nicht "nur" eine Grippewelle ist. Wobei  eine Grippewelle vor 2 Jahren laut RKI in Deutschland mehr als doppelt so viele Tote forderte wie Covid-19 bis jetzt.

Ich erwarte nun Zahlen und Fakten. Aber stattdessen höre ich eine Geschichte. Die Geschichte aus der Zeitung von einer kerngesunden Pflegerin, die in Kretschmers Wahlkreis aufgrund einer Infektion im Altenheim schwer an Corona erkrankt ist.

Im erregten Stil von Regine Hildebrandt (†) werfe ich ein: "Ja genau, das ist das Problem: Die Politik lässt sich von Bildern und Geschichten inspirieren." Ich sage, dass wir nie wieder zur Ruhe kommen würden, wenn wir eine Live-Kamera auf der Intensivstation laufen ließen. Tausende sterben da täglich, an vielen Krankheiten, z.B. an Krebs. "Krebs ist aber nicht ansteckend" meint Kretschmer. Danke für den Hinweis. Er ist ein Indiz dafür, dass die hunderte Milliarden teure "Aktion Leben retten" offenbar wirklich davon ausging, dass die Zahl der Coronatoten (Stand jetzt: 8000 ) die der jährlichen Krebstoten (270 000) erreichen könnte. Ganz abgesehen davon, dass der Virus im angenommenen "Worst Case" auch viele von denen getötet hätte, die 2020 leider an Krebs versterben werden. Doch dazu müsste sich die Zahl der Coronatoten in Deutschland noch verdreißigfachen. In diesem Jahr. Und das bei einer seit Anfang April stetig fallenden Zahl von täglichen Todesfällen.

Egal. Es war mir unmöglich zur Nennung der mir bekannten Zahlen im Vergleich Covid-19/Influenza zu kommen.  Der Ministerpräsident ist immer schneller und sagt "... langsam, langsam".
Er gehörte zu jenem Kreis, der in Deutschland über Wochen die Geschicke des Landes lenkte und neben Laschet zählt er immerhin zu den "Öffnern". Auch das meine ich als Kompliment.

Mich interessiert sehr, von welchen Informationen und welchem Denken das Handeln der Politiker wirklich geleitet ist. Immerhin haben wir es mit der mit Abstand heftigsten politischen Reaktion auf eine Atemwegsepidemie der Menschheitsgeschichte zu tun.
Zum Vergleich: Wie war die allgemeine politische Reaktion zu Zeiten der spanischen Grippe, die gegenüber Covid19 (Stand jetzt) 300 mal mehr Todesopfer weltweit forderte? Extrem unheftig, negativ heftig sogar: man verschwieg nicht nur, man vertuschte.
Es sei also erlaubt, die aktuelle Reaktion in das Verhältnis zur durchaus bekannten statistischen Gefahr der Erkrankung zu setzen.

Ich hege nach diesem kurzen Wortgefecht mit Herrn Kretschmer aber umso mehr den Verdacht, dass die Politiker tatsächlich von einem "Killervirus light" ausgehen, der ohne das konsequente Handeln der Politik Millionen getötet hätte und es ohne den Impfstoff auch wieder tun könnte. Es sei nebenbei bemerkt, dass seit Mitte April auch die weltweit gemeldeten täglichen Todesfälle sinken. Wir sind jetzt bei 300 000 Toten weltweit. Das sind fast alles Menschen am Ende der Lebenserwartung, die in einer historisch einzigartigen flächendeckenden Todesursachenerfassung Covid-19 auf dem Totenschein stehen haben.
Was belegt die Idee der außerordentlichen, in alle Lebensbereiche eingreifenden Gefahrenabwehr. Wie sehen die Fakten aus?

Covid-19
Mortalität: 0,36%, Sterbedurchschnittsalter: 80, Basisreproduktionsfaktor: 2-3

(Heftige) Influenza: 
Mortalität: 0,2%, Sterbedurchschnittsalter: 80, Basisreproduktionsfaktor: 2

Eine "heftige Grippewelle" kommt hin und wieder zustande, nämlich wenn ein "neuartiger" Influenza-Erreger, den die Impfstoffentwickler nicht auf dem Plan hatten, zu einem für ihn günstigen Zeitpunkt auftaucht. Es existiert dann keine durch Impfung künstlich hergestellte Herdenimmunität und die Welle kommt ins Rollen.
Anhand der Fakten kann man durchaus ableiten, dass Covid-19 statistisch gesehen etwas gefährlicher als eine Grippewelle ist. Die Daten waren  im März bekannt und haben unter anderem dazu geführt, dass das RKI am 2.3.2020 die Bedrohung für "mäßig" hielt. Im Januar noch wurden die besorgten Gemüter beruhigt, dass es allen aus China heimgekehrten Erkrankten auffallend gut ging und sie bald wieder gesund sind. Erinnern Sie sich?

Anhand der vorhandenen Daten müsste man zu dem vernünftigen Schluss kommen, dass man ein bisschen mehr machen sollte als "gar nichts". Denn "gar nichts" hat man bisher bei allen Grippewellen gemacht. Und "ein bisschen mehr" war genau das, was man Mitte März gemacht hat:
1. Großveranstaltungen für einen bestimmten Zeitraum absagen.
2. Bewusstsein schaffen. Hygieneregeln.

Punkt. Mehr ist nicht nötig und mehr ist auch nicht drin, weil es kaum was bringt aber total viel kostet. Die Daten belegen im Nachhinein sogar, dass offenbar genau diese zwei Maßnahmen in Deutschland den Replikationsfaktor R ganz schnell von R=3 auf knapp unter R=1 gedrückt haben. Und das reicht, um die Epidemie zu bewältigen. So hat es Weißrussland, warum auch immer,  gemacht. Bisher blieb die Katastrophe dort aus, bisher sind die Zahlen von dort sogar besser als im Rest Europas. Die WHO war dort.

Ja, ich weiß: nachher wissen alle alles besser. Lass ich aber nicht gelten. Spätestens zu Ostern war klar, dass die Katastrophe ausbleibt. Ab dort ist Kritik absolut berechtigt. Doch da man sich zu diesem Zeitpunkt ja ganz am Anfang eines Marathons wähnte, hieß es nun: "Viel hilft viel. Wir machen weiter. Jetzt erst recht. Einer geht noch."
Jetzt haben wir Mitte Mai. Seit Anfang April kennen die Zahlen trotz aller Öffnung immer nur eine Richtung: unten. Und wann fällt bei den Politikern endlich der Groschen?

Kretschmer erwähnte in der Diskussion übrigens die Namen Trump und Putin. Klar, in der Politik sucht man den Vergleich untereinander, auch Wettbewerb genannt. Wer schützt sein Land am besten vor Corona? Lauteten die Meldungen nicht so ähnlich? Am deutschen Gesundheitswesen soll die Welt genesen. "Deutschland verspielt seinen Vorsprung im Kampf gegen den Virus, wenn wir jetzt schon öffnen". sagte Karl Lauterbach vor paar Wochen bei der Illnern. Da saß Kretschmer übrigens neben ihm. Gibt es einen Satz, der in Zeiten der Pandemie entlarvender wäre, was die Motive des Kampfes angeht? Ist die Bevölkerung eine Menge von Spielzeugindianern in einem Sandkastenspiel der politischen Seuchenbesieger?
Dem "Öffner" Kretschmer hat die Realität bisher recht gegeben.

Liebe Verschwörungstheoretiker! Meiner Meinung nach sind Politiker nicht in der Lage sich zu verschwören. Selbst wenn sie sich in geheimen Zirkeln treffen, reden sie über das, was sie aus Zeitungen und aus dem Fernsehen erfahren haben. Sie reagieren auf Bilder und Geschichten und  würden darüber schnell alle Vereinbarungen einer Verschwörung vergessen.
Es gibt zu viele Beispiele der jüngeren Geschichte, die zeigen, dass Politiker, Journalisten und auch Wissenschaftler von Geschichten und Bildern mehr beeindruckt sind als von Fakten und von logischen Gedankengängen.

Die Situation in Deutschland ist: Weder der "Worst Case", noch der "Best Case" sind eingetreten. Es ist bisher der "Unexpected Case" eingetreten. Keine abgeflachte Kurve, keine Wellen, kein Plateau, sondern der klassische Verlauf einer saisonalen Atemwegsepidemie, der politische Maßnahmen offenbar relativ egal sind.