Die Tagesschau auf dem Seziertisch - Botschaften statt Nachrichten


Bericht aus der Tagesschau 25.05.2020. (Axel John):

"Experten warnen vor fatalen Langzeitschäden durch das Corona-Virus"



Ein Meisterwerk betreuten Denkens. Fast nichts in diesem Beitrag stützt die Überschrift, den Titel oder den Beschreibungstext. Weder kommen Experten (Mehrzahl) zu Wort, noch sagt der eine Experte etwas, das zur Botschaft der Überschrift passen könnte. Aber lesen Sie selbst! Abzüglich der unbedeutenden Einleitung der Wortlaut jeweils kursiv:

Sprecher:
Bundesweit versuchen Wissenschaftler und Ärzte die hochansteckende Krankheit zu erforschen. Erst schien nur die Lunge betroffen, dann auch das Herz. Inzwischen gibt es immer neue Krankheitsbilder.

Kommentar:
Was ist eine hochansteckende Krankheit? Ich würde sagen, eine Krankheit, die deutlich ansteckender ist, als andere ansteckende Krankheiten. Für diesen Grad an Infektiösität gibt es den Basisreproduktionsfaktor R0. Wikipedia gibt für R0 von Covid19 eine Spanne von 1,4 -5,7 an, das RKI vermeldet 2 – 3,3. Vergleichswerte - laut Wikipedia: Masern 12-18, Windpocken 10-12, Röteln 5-7, Mumps 4-7. Erkältung 2-3. Also laut RKI ist Covid-19 so hochansteckend wie eine Erkältung.
Die Heinsberg-Studie ergab, dass die Ansteckungsgefahr innerhalb eines 2-Personen-Haushalts unter 0,5 liegt und mit jedem weiteren Haushaltsmitglied sinkt.
Der Begriff "hochansteckend" darf im Falle von Covid-19 getrost als eine kleine journalistische Übertreibung gewertet werden, wenn man auf die Vergleichsdaten schaut.

... und weiter ...
Interview Prof. Dr. med. Bodo Plachter, Uni Mainz:
"Was jetzt sicherlich auch sehr aktuell ist: offensichtlich Blutgerinnungsstörungen, das heißt, also es gibt offensichtlich kleine Infarkte, kleine Gefäßverschlüsse in verschiedenen Organen, z.b. In der Niere auch, aber möglicherweise auch im zentralen Nervensystem im Gehirn, die eben zu den entsprechenden Organschädigungen führen können."

Kommentar:
"Der Multi-Organ-Virus greift Nieren, Herz und Leber an" - heißt es im Beschreibungstext der Meldung (siehe unten). Hat der Experte nicht gerade gesagt, dass eine Blutgerinnungsstörung für Infarkte in eben jenen Organen sorgt? Ein kleiner aber bedeutsamer Unterschied. Denn die Ursache für den Funktionsverlust der Organe ist nicht der Angriff des Virus auf die Organe sondern der Angriff auf die Blutgerinnung. Dass Blut durch Organe fließt, ist bei lebendigen Menschen erwünscht.

... und weiter ...

Sprecher:

Die Zahl der von Corona Genesenden nimmt stetig zu. Die Mediziner sammeln auch bei dieser Gruppe täglich neue Daten. Allerdings: es gäbe auch zunehmend Patienten, die auch nach der akuten Krankheitsphase über anhaltende Probleme klagen.

Kommentar:
Wenn es zunehmend Gesunde gibt, gibt es auch zunehmend Patienten, die weiter an den Folgen der Erkrankung oder gar der Therapie leiden. Die Frage ist, ob deren Anteil oder nur deren Anzahl zunimmt.
Die Krankheit wird seit nunmehr 16 Wochen in Deutschland beobachtet. Bei einer durchschnittlichen Krankheitsdauer von 2 Wochen kann seit 14 Wochen die Genesung von mittlerweile über 100 000 Deutschen  beobachtet werden. Dass erst jetzt der Anteil von Patienten mit Folgeproblemen zunimmt, wäre genauso erstaunlich wie der Umstand, dass dieser Anteil nicht schon aus Wuhan, Südkorea, Japan usw. bekannt wäre. Länder die noch längere Therapie-Erfahrung mit der Erkrankung haben.

... und weiter ...

Prof. Dr. med. Bodo Plachter, Uni Mainz:

"Es gibt immer mehr Berichte dahingehend, dass auch Patienten die sich erholt haben, ausgeheilt sind, trotzdem eben noch eingeschränkt sind vor allem die Lungenfunktion, also die Atmung ist behindert. Was ich im Augenblick noch nicht sagen kann, ob das jetzt wirklich Dauerschäden sind, die über Monate und Jahre bestehen bleiben. Dazu ist die Pandemie noch zu kurz. "

Kommentar:
Na gut, niemand wünscht sich, dass die Pandemie möglichst noch lange dauert, damit man möglichst viel Wissen über Corona erlangt. Das paradoxe ist, dass einem das Wissen am Ende der Pandemie kaum noch was nützt.
Dennoch kommt eines klar zum Ausdruck: Niemand weiß jetzt, ob es Langzeitschäden gibt. Im Gegenlaut zur Überschrift "warnt" Herr Prof. Dr. Plachter auch nicht vor Langzeitschäden, er sagt auch nicht, dass er sich sicher ist, dass es Langzeitschäden gibt, sondern er schließt nicht aus, dass es Langzeitschäden gibt. Warum? Weil ein nicht benannter Anteil der Patienten noch Wochen nach der Akutphase Lungenprobleme hat.
Fazit: Die Überschrift des Tagesschau-Beitrages passt eindeutig nicht zu dieser Aussage.

... und weiter ...
Sprecher:
Deshalb mahnen viele Mediziner: Die langsamen Lockerungen im öffentlichen Leben genau beobachten, gegebenenfalls wieder Beschränkungen einführen, die Bevölkerung müsse lernen, mit dem Virus zu leben und sich dauerhaft davor zu schützen. Das scheint die Perspektive zu sein, bis ein Impfstoff gefunden ist.

Kommentar:
Welche Mediziner nun zu etwas mahnen, bleibt offen. Herr Prof. Dr. Plattner jedenfalls nicht. Seine Aussage als Mahnung zu betrachten, ist mehr als eine Interpretation. Es ist eine glatte Lüge. Mediziner sind sich sehr bewusst, dass es nicht zu ihren beruflichen Aufgaben gehört, politische Maßnahmen anzumahnen oder zu bewerten. Ihre Aufgabe ist es, Krankheiten zu erkennen, zu therapieren und zu erforschen. Sie können Daten und Fakten liefern, die die Basis für politische Entscheidungen liefern. Mehr nicht.
Ganz abgesehen davon, dass Mediziner auch nicht die Bevölkerung aufrufen "etwas zu lernen", haben "Beschränkungen" nichts mit Lernen zu tun.

"Mit dem Virus leben" würde heißen, dass man Infektionen akzeptiert, denn ohne Infektionen stirbt der Virus aus. "Sich davor zu schützen" würde heißen, dass man persönlich eine Infektion nicht akzeptiert. Die derzeit bestehenden gesetzlichen Verordnungen indes gehen weder von  der Lernfähigkeit der Bevölkerung aus, noch von einer Entscheidung selbiger zum persönlichen Schutz. Die zuständigen Gremien haben mit dem Verweis auf die Gefahr einer Epidemie vormundschaftlich entschieden, dass Infektionen mit allen Mitteln zu verhindern sind. Und so endet auch der Beitrag mit dem Hinweisschild: "Bitte Mund und Nase bedecken."
Das einzige, was die Bevölkerung offenbar lernen soll, ist es, Beschränkungen hinzunehmen, die auf der Basis einer nebulösen Fallstatistik und unüberprüfbarer Annahmen über die Infektionsgefahr auf undemokratische Weise vorgenommen werden.
Und Erlösung kann der Bevölkerung nur geraten, wenn einer bisher noch nie zur Anwendung gekommenen Impfstoff-Idee im Hauruck-Verfahren zum Reihentest an der Bevölkerung verholfen wird. Viele wissen nicht, dass es noch nie ein RNA-Impfstoff bis in die Spritze geschafft hat.

Das ist keine Nachricht, das ist eine Botschaft.

Zu allem Überfluss werden ab der Minute 0:17 auch noch Bilder von Nicht-Corona-Patienten auf einer Station gezeigt, denn die betreuenden Ärzte haben keinen Mundschutz. Egal.

Aber der Beschreibungstext beginnt mit der Aussage, dass der Virus "unberechenbar" bleibt, um kurz danach von "neuen Erkenntnissen" zu sprechen (siehe unten). Ein Widerspruch in sich. So wie es ein Widerspruch ist, dass Wissenschaftler aus Hamburg an der Gutenberg-Uni Mainz arbeiten.

Warum den Machern des Beitrages und dieses Textes nicht selber aufgefallen ist, dass ihr Filmchen im wesentlichen nicht das widerspiegelt, was die Überschrift und das Fazit suggerieren, bleibt schleierhaft.

Mal wieder ist dies eben kein Bericht, sondern eine Ermahnung. Und das im Hochamt des Journalismus - der Tagesschau.
Wer diese Art Botschaften hören will, sieht sich bestätigt.
Wer diese Botschaft als Bericht auffasst, wird in die Irre geführt.
Wer ahnt, dass es sich wie so oft um eine Botschaft handelt, erkennt die Widersprüche. 
Und das scheinen recht viele zu sein, denn für Youtube ist das Verhältnis von Likes (816) zu Dislikes (1031) (26.5.) extrem schlecht.

Wenn schon Botschaften, dann bitte gute, speziell wenn sie mittels GEZ-Gebühren bezahlt werden.

Und hier noch der Youtube-Beschreibungs-Text:
Wie unberechenbar das Corona-Virus bleibt, zeigen neue Erkenntnisse von Medizinern aus Hamburg: Demnach greift es nicht nur die Atemwege an, sondern auch die Nieren, das Herz, die Leber oder das Gehirn. Virologen sprechen inzwischen von einem "Multi-Organ-Virus". Das bedeutet auch für Menschen, die wieder gesund sind, dass sie aufpassen müssen. Experten warnen vor fatalen Langzeitfolgen.

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